Branche kämpft gegen digitale Assimilation durch Amazon & Co

„Offenheit“ lautet das Zauberwort für eine erfolgreiche digitale Transformation in der Logistik. Das war das Fazit der Fachkonferenz VISION.LOGISTIK in Köln. Gerade, weil zunehmend branchenfremde, aber digitalaffine Anbieter in den Markt drängen, sollten traditionelle Logistiker die Herausforderungen annehmen und die  Chancen der Digitalisierung zeitnah und möglichst effizient nutzen. Und dabei unbedingt über den eigenen Tellerrand schauen.

 Zum zweiten Mal riefen Technische Hochschule Köln (TH Köln), die Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK Köln) und die Logistikmarketing-Agentur HERZIG zur VISION.LOGISTIK. Rund 150 Teilnehmer aus Start-Up- und etablierten Unternehmen, Hochschulen, Kammern und Verbänden nutzten die Gelegenheit, um das Potential digitaler Geschäftsmodelle für die Branche zu diskutieren. Aus gutem Grund: Immerhin gilt die Logistik Studien zufolge hierzulande als Digitalisierungs-Schlusslicht. Und das, obwohl Fracht-, Lager- oder Routenoptimierung enorme Effizienzreserven bergen.

Allerdings liegen bei diesem Thema auch in kaum einem anderen Wirtschaftszweig Licht und Schatten so nah beieinander wie in der Logistik: Während die logistischen Abläufe in der Automobilindustrie seit Jahren nahezu vollständig durchdigitalisiert sind, hinken vor allem mittelständische Logistiker den Möglichkeiten der Digitalisierung häufig hinterher. „Das ist gefährlich“, warnte Impulsredner Christian von den Brincken, Head of Strategy & Innovation beim Kölner Werbekonzern Ströer. „Wer seine Chancen nicht nutzt, wird zweifellos auf der Strecke bleiben.“ Er riet den Logistik-Experten deshalb, sich innovativen digitalen Geschäftsmodellen stärker zu öffnen – im Zweifel auch gemeinsam mit dem Wettbewerb. Anderenfalls drohe die Assimilation durch branchenfremde Anbieter wie Amazon, Google, Facebook & Co.

„Offene Plattformen, innovative Lösungen, technologischer Weitblick sowie ein erfolgreiches Change-Management ebnen in der Logistik den Weg zu neuen Geschäftsmodellen“, unterstrich auch Prof. Dr. Michael Lorth von der TH Köln. Einige davon wurden im Rahmen der Fachkonferenz vorgestellt. So berichtete beispielsweise Stefan Schnück, Vertriebsleiter bei der Zentek Pool System GmbH, wie der Poolinganbieter sich mit dem Verleih „smarter“ Kunststoffpalletten erfolgreich ein neues Geschäftsfeld erschloss. Tobias Schneider vom Anlagenhersteller Eisenmann präsentierte mit dem „LogiMover“ ein fahrerloses Flurfördermittel, das künftig Abläufe in der Transport- und Lagerlogistik nachhaltig optimieren soll. „Die Digitalisierung ermöglicht eine revolutionäre Flexibilisierung der Materialflüsse. Fahrerlose Transportsysteme werden die Basis dafür sein“, prognostizierte der Produktmanager.

Ein weiteres Ergebnis der Fachkonferenz: Bei der Entwicklung digitaler und Weiterentwicklung analoger Lösungen sind frische Ideen und neue Denkrichtungen gefragt. Vor diesem Hintergrund warb die TH Köln für eine bessere Vernetzung von Hochschulen und Logistik-Unternehmen: „Mit gemeinsamen Kräften aus Wissenschaft und Wirtschaft lässt sich die digitale Transformation in der Logistik meistern“, so Prof. Thomas Krupp.